Amicia hält Hugo im Arm

A Plague Tale: Innocence

Oh ist das hübsch… aber leider kacke.

Es ist so schrecklich schade. Plague Tale sieht super aus und fängt vielversprechend an, wenn man die jugendliche Amicia de Rune mit ihrem Vater gutgelaunt durch einen hübschen Wald steuert. Wobei man das „Steuern“ schon einschränken muss, denn bereits in diesem Abschnitt fiel mir die seltsame Kamera auf, die ich kaum vernünftig mit dem rechten Stick bewegen konnte. Zum Glück kann man die Sensitivität in den Optionen ein wenig nachjustieren, aber man ahnt es schon – wenn die Steuerung direkt am Anfang unschön auffällt, wird es später nicht unbedingt besser.

Aber zurück zu Amicia und ihrem Vater – die beiden erleben einen schönen Tag im Wald, bis die ganze Szenerie plötzlich kippt. Etwas Böses scheint sich zwischen den Bäumen eingenistet zu haben, deshalb flieht unsere Protagonistin nach Hause, nur um auch dort vom Schrecken eingeholt zu werden, denn ihr Anwesen wird von Soldaten überrannt, die ihre Eltern ermorden. Amicia kommt gerade so mit ihrem kränklichen Bruder Hugo davon und ist plötzlich mit dem Fünfjährigen ganz auf sich allein gestellt.

Klingt soweit doch recht vielversprechend und sogar der erste Schleichabschnitt ist noch durchaus unterhaltsam. Amicia schleicht sich durch das Anwesen während die Soldaten sämtliche Angestellten meucheln, um zuerst ihren Bruder einzusammeln und dann einen Weg aus diesem wahrgewordenen Alptraum zu suchen. Bewaffnet ist sie lediglich mit ihrer Schleuder, was allerdings nicht viel hilft, denn diese ist umständlich zu bedienen und macht laute Geräusche. Schleichen lautet also das Gebot der Stunde und daran ändert sich bis zum Ende des Spiels nicht viel.

Zwischendrin gibt es noch ein paar neue verwendbare Fähigkeiten (Feuer werfen und solche Späße) und man kann im Stil von The Last of Us Ausrüstung aufwerten und so kleinere Vorteile erlangen. Die Betonung liegt auf „kleinere“, denn wirklich hilfreich war für mich keiner davon. Auch größere Taschen helfen kaum, da man an entsprechenden Stellen sowieso meistens das für diesen Abschnitt benötigte Zeug findet und so eh nie die Munition ausgeht. Und falls man mal irgendeinen Verbrauchsgegenstand neben das eigentliche Ziel wirft und somit verschwendet hat, lässt man sich einfach kurz töten und fängt nochmal vom letzten Checkpoint aus an.

Amicia zielt mit ihrer Schleuder

Traurigerweise gibt es in jedem Level nur sehr wenige Möglichkeiten, einen Weg hindurch zu finden. Meistens lief es bei mir auf Trial & Error hinaus, denn wird Amicia entdeckt sind ihre Überlebenschancen gleich Null. Dann kommt der Feind, verpasst ihr einen Schlag und sie geht zu Boden. Game over, der letzte Checkpoint wird geladen. Vor allem später im Spiel liegen diese Punkte viel zu weit dafür auseinander, dass man oftmals einfach ausprobieren muss, welche Taktik erfolgversprechend ist. Und wenn man auf dem Weg dahin zehnmal stirbt – Pech. Leb damit. Diebische Freude empfindet das Spiel übrigens auch dabei, wenn es dem Spieler wiederholt die gleichen Sätze der Figuren vorspielen darf, die natürlich immer HINTER dem Checkpoint gesprochen werden. Oder auch gleich ganze Cutscenes. Oder Gescriptete Ereignisse, die dann noch nicht mal überspringbar sind. Gott, hat mich das aufgeregt.

Ab Kapitel 12 ungefähr ging mir vollständig die Lust verloren, mich weiterhin durch das Spiel zu sterben, aber die vergleichsweise kurze verbleibende Spielzeit ließ mich durchhalten. Hat sich nicht gelohnt. Das Ende hat so ziemlich gar nichts erklärt und die Story war auch eher so la la. Dafür gibt es nochmal superviele Stellen, an denen man sinnlos sterben und sich aufregen kann, weil sich mal wieder ein KI-Kollege vor fünf Minuten in irgendeiner Wand verhakt hat und jetzt dann leider doch von einer Wache in selbiger entdeckt und getötet wurde.

Amicia bekommt eine Fackel

Achso, ganz vergessen. In dem Spiel gibt es natürlich auch Ratten, wie der Name vielleicht vermuten lässt – oder zumindest das Marketing. Tatsächlich waren die Ratten mir später viel lieber als die menschlichen Gegner, denn wie man den Rattenteppich mithilfe von Licht und Feuer sicher durchqueren kann, ist üblicherweise eine Puzzleaufgabe und im Gegensatz zu den Schleichpassagen ist mir bei den Ratten meistens klar gewesen, was ich ungefähr zu tun habe. Gegen Ende wird dieses Prinzip leider komplett fallen gelassen und es geht nur noch darum, Soldaten auszuweichen oder sie zu eliminieren. Ätzend.

Kleiner Spoiler voraus – wer möchte, springt direkt zum Fazit!

Ein Wort an die Entwickler: diese Sache mit den Ratten sollte man vielleicht nicht übertreiben, wenn man für eine Konsole entwickelt, die kein NASA-Rechner ist. Der Endkampf verkam zur Ruckelorgie. Dabei war der eh schon nervig. Sowas muss doch wirklich nicht sein!

Fazit

Nee, lasst mal. Das war nix. Ich wüsste ehrlich nicht, wem ich Plague Tale empfehlen sollte. Vielleicht denjenigen, die auch Spaß an Dark Souls haben und sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen. Oder denjenigen, die einfach viel besser in Videospielen sind als ich. Aber insgesamt muss ich leider davon abraten. Schade, war Plage Tale doch eines der wenigen Spiele, bei denen mir mein kleiner Begleiter trotz seines nörgelnden Kinderalters ans Herz gewachsen ist. Tja. Falls Nachfolger kommen, schau ich mir lieber ein Let’s Play dazu an, das schont die Nerven.

Bilder gemacht von mir, Rechte liegen bei Asobo Studio und Focus Home Interactive

Beitrag erstellt 27

3 Gedanken zu „A Plague Tale: Innocence

  1. Gott, dieses Spiel ey. Ich war ja einigermaßen gehyped und wollte es schon länger haben. Als ich es mir (quasi uns) dann geholt habe, dachte ich „Yeah geil, endlich.“ und am Anfang war es auch echt cool. Aber du hast mich erlebt gen Ende des Spiels. Das war nicht mehr feierlich und hat quasi alles bis dahin aufgebaute zerstört. Schade drum

    1. Oh ja, ich war dabei! 😀 Ich erinnere mich auch noch, wie du mich erst dazu gebracht hast, die letzten zwei Kapitel noch durchzuhalten, sonst hätte ich das gar nicht geschafft. XD

  2. Als ich das erste Kapitel bei euch angespielt habe, dachte ich wirklich, dass ich das auch haben möchte. Das sah alles so hübsch und realistisch aus – bis ihr mir dann erzählt habt, wie ätzend es wird. Insbesondere das Ende. Wirklich schade, denn es sah sehr vielversprechend aus. Man kann es zwar nicht vergleichen, aber ich muss plötzlich an Man of Medan denken. Von dem Spiel hatte ich mir auch mehr erhofft, als wir dann am Ende bekamen. xD

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