God of War

Heute schäme ich mich fast, es zu sagen, aber an dem Tag, an dem ich meine Playstation 4 inklusive God of War erwarb, tauschte ich mit meinem Freund sofort die Spiele und er überließ mir zeitweise Horizon: Zero Dawn. Zu God of War fand ich erst Monate später aus einer spontanen Laune heraus zurück. Manchmal braucht eine große Liebe eben etwas länger.

Artwork by ertacaltinoz

Kratos war mir bis dahin völlig fremd, die Vorgänger hatte ich allesamt nicht gespielt. Ich wusste, dass es eine Vorgeschichte gab, hatte mich aber nicht darüber informiert. Wie sich herausstellte war das auch nicht unbedingt nötig. Während der ersten Szenen wunderte ich mich noch darüber, dass Kratos so schroff mit seinem Sohn umging, gewöhnte ich mich aber mit der Zeit daran und mochte den „Jungen“ daher umso lieber. (Im Ernst, die Male, die Kratos seinen Sohn im ganzen Spiel „Atreus“ nennt, könnte ich wahrscheinlich an zwei Händen abzählen. Meinstens ruft er ihn nur „Junge“.)

Man begegnet Kratos und Atreus in einer Trauersituation – Atreus‘ Mutter ist gerade verstorben und ihr letzter Wunsch war es, dass ihre Asche auf dem höchsten Berg verstreut werden solle. So machen sich Vater und Sohn gemeinsam auf den Weg, obwohl beide bisher wenig Kontakt zueinander gehabt hatten. Kratos ist sichtlich überfordert von seiner alleinigen Aufsichtspflicht und tritt statt als Vater eher als strenger Lehrer auf. Atreus ist im Gegensatz dazu eher neugierig und aufgeschlossen, aber öfter verbittert darüber, wie sein Vater ihn behandelt und dass er ihm ständig scheinbar grundlos Verbote auferlegt.

Spielmechanisch birgt das die Möglichkeit, Atreus über den Spielverlauf immer stärker und nützlicher zu machen, was bei mir auch ausgezeichnet funktioniert hat. Stand der Junge anfangs in Kämpfen noch fast nutzlos in der Gegend herum, war er mir später eine willkommene und teilweise sogar unverzichtbare Hilfe. In Kombination damit, dass ich ihn auch als Figur an sich gerne mochte, wuchs er mir richtig ans Herz. Bei Kratos fiel mir die Identifikation deutlich schwerer, aber immerhin hat der Gute eine starke Axt, mit der ich meine Gegner effektiv vermöbeln durfte – ist ja auch nicht schlecht.

Artwork by sandara

Ein bisschen erinnerte mich das Kampfsystem an Dark Souls – Schläge über die R1 und R2 Taste, blocken mit L1, Ausweichen mit X. Nichts Außergewöhnliches, aber es möchte je nach Widersacher ein wenig anders eingesetzt werden, um effektiv zu bleiben. Nicht selten passierte es mir anfangs im Kampf gegen mehrere Gegner, dass ich umzingelt und von so vielen Seiten geschlagen wurde, dass ich komplett die Kontrolle über Kratos und am Ende dadurch auch mein Leben verlor. Nach einer Weile hatte ich mich aber an alles gewöhnt und da der von mir gewählte normale Schwierigkeitsgrad (zum Glück!) dann doch nicht so herausfordernd ist wie ein Dark Souls waren die späteren Kämpfe kaum noch ein Problem.

Tatsächlich hatte ich mich bis zum Spielende sogar gezielt von Nebentätigkeiten ferngehalten, weil mir für die freie Erkundung der Welt sowieso immer wieder Fähigkeiten fehlten. Deshalb schloss ich zuerst lediglich die Hauptquest ab – und trotzdem hatte ich am Storyende bereits den gesamten vorhandenen Talentbaum durchgeskillt und besaß ganz annehmbares Rüstzeug. Wer eine Herausforderung sucht, sollte daher definitiv direkt den höheren Schwierigkeitsgrad wählen.

Mein Highlight des Spiels war vor allen Dingen die Umgebung und die in ihr verborgenen kleinen Rätsel. Wenn ich auf einer kleinen Insel landete, die ich in wenigen Schritten überqueren könnte, dank diverser freizuschaltender Abkürzungen, Rätsel und Gegner damit dann aber doch eine halbe Stunde beschäftigt bin – einfach genial.

Artwork by ertacaltinoz

Die Geschichte, die Kämpfe, die Rätsel – wenn alles an einem Spiel so wunderbar ist, dass ich über eine Spielzeit von 25 Stunden nicht aus dem Schwärmen herauskomme, wurde extrem vieles richtig gemacht. Das war wohl auch der Grund, der mich am Ende den Entschluss fassen ließ, die Platin-Trophäe zu holen. Üblicherweise hole ich lediglich Trophäen, die mir beim Spielen über den Weg laufen und eventuell am Ende noch ein paar extra, aber die Motivation, ein Spiel zu platinieren, habe ich sehr selten, da ich mich dafür normalerweise auch durch den weniger unterhaltsamen Content quälen muss. Nun gut, der Entschluss war gefasst und musste dann auch ausgeführt werden. Wie nicht anders zu erwarten begegnete ich daraufhin den eher nervigen Seiten des Spiels.

Zu Beginn: die Nebenquests und die Erkundung der Welt haben mir wirklich viel Spaß gemacht. In Arbeit umgeschlagen ist das Platinierungsverfahren erst in den zwei optionalen Welten, die für die Hauptquest nie betreten werden müssen: Muspelheim und Niflheim.


Wer die nachfolgenden Mini-Spoiler vermeiden will, darf direkt zum Fazit springen.

Bei Muspelheim handelt es sich um eine Sammlung von Kampfprüfungen, die unter verschiedenen Bedingungen absolviert werden müssen. Gegner innerhalb eines Kreises töten, nicht getroffen werden, 100 Gegner überleben – all sowas wird vom Spieler erwartet. Hat mich etwas genervt und passt auch meiner Meinung nach nicht zum sonstigen Spielfluss.

Niflheim setzt dem Ganzen aber die Krone auf, denn diese Welt besteht aus einem Labyrinth, das von giftigem Gas durchzogen ist, weshalb Kratos und Atreus es nur begrenzte Zeit darin aushalten, während derer sie Ressourcen sammeln und anschließend auch wieder hinaustragen müssen, ohne zu sterben. Das Ganze gefühlt tausend Mal. Kurz gesagt ist das ganze Gebiet ein riesiger Grind, der mich irgendwann so sehr genervt hat, dass ich zum Farmen die Schwierigkeit auf Leicht geändert habe. Auch diese Welt fühlte sich eher wie ein Fremdkörper innerhalb des Spiels an. Nach beiden Extrawelten war ich froh, wieder zurück nach Midgard zu dürfen.


Fazit

Ich kann über God of War so wenig Negatives sagen, dass es mich selbst erstaunt. Besonders Story-Spieler können sich freuen, da Muspelheim und Niflheim, die einzigen eher nervigen Teile des Spiels, vollkommen optional sind und daher ignoriert werden können. Ganz klar mein Spiel des letzten Jahres, obwohl ich es so lange vernachlässigt hatte.

Beitrag erstellt 27

2 Gedanken zu „God of War

  1. Sehr schöner erster Test. Da bekomme ich fast wieder Lust, das Spiel selbst mal weiter zu spielen!

    Weiter so und ich bin gespannt, was hier noch so für Tests und Reviews und Krams erscheint 😀

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