Enterhaken

Assassin’s Creed: Syndicate

Bei Erscheinen war Syndicate ein ziemliches Desaster, das war mir klar. Aber seitdem sind einige Jahre ins Lad gegangen und Unity war in der Zwischenzeit immerhin auch spielbar geworden – viel erwartet habe ich von Syndicate nicht. Erst recht nicht, dass ich mich dermaßen in den Enterhaken verlieben würde.

Enterhaken

Story – joa, gibt es. Aber ich müsste lügen, wenn ich vorgeben würde, ich würde mich bei einem Assassin’s Creed überhaupt groß darum scheren. Man spielt abwechselnd die Geschwister Evie und Jacob Frye und möchte den bösen Obermotz von London ausschalten, was natürlich erst geht, wenn man seine Gefolgsleute vorher dezimiert. Standard. Weniger Standard diesmal, dass ich wahlweise Evie oder Jacob steuern kann, die sich anfangs noch sehr voneinander unterscheiden, denn Jacob ist eher der Haudrauftyp, während Evie lieber unentdeckt durch die Missionen schleicht.

Zu Anfang war ich dementsprechend viel lieber mit Evie unterwegs. Immerhin ist das hier Assassin’s Creed und reihenweise Gegner vermöbeln kann ich doch in jedem zweiten Spiel; hier will ich schleichen und lautlos meucheln! Mit steigendem Level der Protagonisten verwischen allerdings auch die Unterschiede der Geschwister, denn über weite Strecken haben sie die gleichen Skillbäume. Am Ende hat Evie zwar mehr Wurfmesser an ihrem Gürtel, aber ich war dann trotzdem öfter mit Jacob unterwegs, weil er sich im Ernstfall effektiver zur Wehr setzen kann. Und schleichen kann er auch fast genauso gut wie Evie. Schade. Wobei innerhalb der Storymissionen sowieso vorgeschrieben ist, wen von beiden man nehmen muss, lediglich bei der freien Erkundung darf ich mir aussuchen, wen ich steuere.

Aussichtspunkt
Direkt beim Freischalten der Aussichtspunkte wird schon angezeigt, was alles erledigt werden will…

Herzstück von Syndicate ist meiner Meinung nach ja der Enterhaken, den ich bereits oben erwähnt habe. Schon ziemlich am Anfang der Geschichte werden die Geschwister damit ausgestattet und können sich dadurch so viel geschmeidiger durch die Straßen bewegen, dass ich mich gefragt habe, wie ich bisher alle Teile (außer den dritten) ohne dieses Ding durchgestanden habe. Dabei ist er nicht einmal besonders sauber programmiert und hält sich immer mal wieder an völlig anderen Stellen fest als beabsichtigt, aber sobald ich den Dreh heraushatte, macht es wirklich Spaß, stets und ständig einen abzuseilen. (Haha!)

Einziger Wermutstropfen dabei: die Kletterei wird abgekürzt, denn der Haken bringt mich grundsätzlich doppelt so schnell auf ein Gebäude wie die müßige Kraxelei. Dafür verpasse ich dann aber leider die magischen Augenblicke, langsam an einem Wahrzeichen hochzuklettern und all seine Details zu betrachten – stattdessen rauscht das Ganze nur im Schnelldurchlauf an mir vorbei und hinterlässt kaum Eindruck.

Ähnlich wie die Nebenquests mal wieder – es gilt, ganz London von feindlichen Banden zu säubern, wozu immer wieder ähnliche Missionstypen bewältigt werden müssen. Fabrik(kinder)arbeiter befreien, bestimmte Personen töten oder auch mal lebend gefangen nehmen – viel mehr Abwechslung gibt es nicht innerhalb der Befreiungsquests. Lediglich die (optionalen) Kriminalfälle fallen aus dem Rahmen, aber ich werde damit einfach nicht warm und habe sie deswegen nach der ersten Krimimission bis zum Spielende ignoriert, Schande über mich.

Kartenansicht mit zig Symbolen
So viel Sammelkrams und Zeugs – und das ist nur ein Teil der Karte!

Das Kampfsystem wurde übrigens – schon wieder – verändert. Passt mir ganz gut, denn Unitys System fand ich extrem nervig. Jetzt geht das Ganze wieder einen Schritt Richtung Batman, aber leider nicht so spaßig. Hat mich aber nicht weiter gestört, denn wie gesagt möchte ich großteils lieber schleichen als mich offen zu prügeln.

Bugs gibt es übrigens immer noch, wenn auch nicht allzu häufig. Ich hatte eine Cutscene, in der einige Figuren einfach nicht da waren. Sah lustig aus, aber mal ehrlich – dieser Fehler ist seit Erscheinen des Spiels bekannt, der hätte doch langsam mal gepatcht werden können. Ebenso wie die miese Performance in belebteren Straßen. Auf meiner PS4 Slim gab es schon ziemliche Ruckeleinlagen, vor allem, wenn ich auch noch in einer Kutsche unterwegs war. (Kleiner Spoiler zum – vielleicht – nächsten Artikel: Assassin’s Creed Origins läuft sogar noch schlechter. Well done, Ubisoft!) Faszinierend, wenn ich bedenke, dass ein wunderschönes Spiel wie Horizon: Zero Dawn mit der quasi unendlichen Weitsicht butterweich läuft. Zu allem Überfluss gab es für mich auch noch einen kompletten Absturz des Spiels und zweimal musste ich es von Hand beenden, weil es nach einer Cutscene einfach nicht mehr weiter ging.

Fazit

Kann man spielen, wenn man mit Assassin’s Creed generell etwas anfangen kann. Der Enterhaken macht echt Spaß und generell hat Syndicate mir besser gefallen als noch Unity, aber die Performance ist schon eher durchwachsen. Schade, dass es so wenig Anerkennung in der AC-Spielerschaft gefunden hat, denn an sich ist Syndicate kein schlechtes Spiel.

Bilder gemacht von mir, Rechte liegen bei Ubisoft.

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3 Gedanken zu „Assassin’s Creed: Syndicate

  1. Ich weiß noch, wie du den Enterhaken abgefeiert hast 😀 Irgendwie hält mich gerade selbst nix lange bei AC, aber vielleicht irgendwann bald(tm) ja mal wieder. Origins und Odyssey und so. Mal sehen. Oder ich guck dir einfach zu, wie du es spielst. Wie bei Origins xD <3

  2. Bin jetzt auch mal bei Syndicate angelangt (gerade Sequenz 3 beendet) und hab mich sofort daran erinnert, dass ich irgendwann mal gesehen hatte, dass du dazu was geschrieben und damals auch getweetet hattest, also gleich mal reingeschaut! ^^ Auch um zu schauen ob du ähnliche Erfahrungen gemacht hattest wie ich, was jetzt nicht unbedingt so scheint. Könnte daran liegen, dass ich auf dem PC spiele, du scheinbar auf der PS4.
    Direkt einmal danke, dass du alles spoilerfrei hältst!

    Ich bin ja der chronologische Spieler, zum Beispiel erst mal über Jahre hinweg Witcher 1 und 2 durchgespielt nachdem ich Witcher 3 geschenkt bekommen hatte. So auch mit AC gehandhabt (naja, fast), und abgesehen von dem Black-Flag-Ableger mit Adéwalé habe ich bisher auch wirklich alles gespielt. Ich muss sagen, alles bis einschließlich Black Flag fand ich super. Rogue war auch gut, hatte für seine gigantische Spielwelt aber leider zu wenig Story. Und seitdem bin ich irgendwie eher enttäuscht.
    Unity lief auf dem PC dermaßen grottig, das war kaum auszuhalten. PC war unbrauchbar solange das Spiel im Hintergrund lief, Grafikkarte auf 100%, Spiel bei 70 FPS mit mittleren Grafikeinstellungen. Mir nach wie vor ein Mysterium wie ein Spiel so etwas schafft.
    Jetzt bin ich bei Syndicate angekommen und ich bin verliebt. Irgendwie enorm erfrischend aufgrund seiner Ära (allerdings nicht im wörtlichen Sinne, wenn man an all die Kohle denkt), und gut aussehen tut es auch. Ladezeiten und Performance sind allgemein besser, aber auch hier bin ich echt verwirrt, denn das Spiel bleibt andauernd einfach für mehrere Sekunden bei mir stehen. Ebenso hatte ich bereits 2 Crashes. Nach einiger Recherche habe ich dann herausgefunden, dass bereits 2016 Ubisoft-Supporter im Forum dazu rieten, das Spiel auf Offline zu stellen, da dies die Crashursache beim Beenden von Storysequenzen ist, exakt wo mein letzter Crash war. Heißt, mein Spiel wird wahrscheinlich jedes mal abstürzen, wenn ich eine Sequenz beende, solange ich nicht im Offlinemodus spiele.
    Das Spiel war keine 2 Jahre alt und die offiziellen Supporter rieten einem schon damals, die Spielfeatures einzuschränken, damit man das Spiel vernünftig spielen kann. Bis heute nicht gefixt worden!

    Entsprechend bin ich derzeit irgendwie enttäuscht und auch sauer auf Ubisoft, für all die Macken die in den Spielen stecken. Über alle Fehler in den alten Spielen habe ich hinweggesehen, in Erwartung dass es mit neueren Titeln besser wird. Stattdessen werden die neueren Titel eher schlechter spielbar!?
    Das Spiel ist toll, keine Frage, und ich glaube ich werde es absolut genießen, aber solche Dinge finde ich echt frustrierend.
    Ich bin froh, dass du immerhin vom Spiel selber nicht allzu enttäuscht zu sein scheinst, wenn zusätzlich zu solchen dicken Macken auch noch das Gameplay oder die Story (auch wenn sie dich nicht so sehr zu interessieren scheint) grottig wären, dann wüsste ich echt nicht ob ich mir das Spiel geben könnte.

    1. Ih, das hört sich ja ätzend an. So schlimm war es auf der PS4 tatsächlich nicht. Das einzige, was mich richtig hart genervt hat, war in Unity – ich konnte partout niemanden aus einem Heuhaufen heraus abstechen. Bei ausnahmslos jedem Versuch musste ich danach das Spiel abschießen, weil Arno sich nicht mehr bewegte. Geile Sache.

      Syndicate hab ich auch ziemlich geliebt, das lief auch ganz okay und der Enterhaken hat alles Schlechte wettgemacht. <3 Krass, dass das wirklich so große Probleme auf dem PC macht.

      Da fällt mir ein, dass ich immer noch den Odyssey-Artikel schreiben muss...

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